Frida’s Story – Eine neue Hüfte für Frida

Ein Strassenhund kämpft gegen Hüftdysplasie und Schmerzen

Fridas Reise beginnt als Strassenhund in Rumänien. Als junger Welpe wurde sie in einem Müllsack gefunden. Eine internationale Tierschutzorganisation rettete sie und brachte sie nach Deutschland in ihre neue Familie. Das neugefundene Glück währte allerdings nur kurz, denn schon bald nach ihrer Ankunft hatte sie Schwierigkeiten beim Laufen. Kurz darauf war sie schon nicht mehr in der Lagezu stehen.

Ihr Zustand wurde als beidseitige Hüftdysplasie diagnostiziert;

ihr Kondylus sass nicht richtig in der Gelenkpfanne, sprang oft heraus. Die Knorpel rieben aneinander, was nach einiger Zeit ihre natürliche stossdämpfende Funktion zerstört und zu einer Hüftgelenksarthrose führen kann. All dies verursachte Frida starke Schmerzen. Ihr Krankheitsbild und ihre Genesung wollen wir hier zeigen.

Diagnose und Symphysiodese

Situation:
Fridas Fall zeigt gut die typischen Probleme kleiner und wachsender Hunde. Vor einer Woche stürzte Frida aus dem Auto; seitdem lahmt sie hinten rechts und hat Mühe, aufzustehen. Deswegen, und für eine generelle Prophylaxe im Rahmen des LupoMove Puppy Programms, wurde Frida in unserer Praxis vorgestellt.
Visuelle Erstbeurteilung
Das klinische Bild ist schon rein visuell betrachtet vielseitig: Fridas Rücken ist aufgezogen, besonders zur Mitte hin, und ihre Hinterhand ist stark instabil. Das Becken schwenkt beim Laufen in beide Richtungen, beide Hinterläufe scheren in einer kreisförmigen Bewegung nach hinten aus. Dazu fällt das Sprunggelenk auf, dass sich stark von innen nach aussen richtet.
Wenn Frida absitzt, positioniert sie die Vordergliedmassen in einer Linie, das Becken ist verkippt und beide Hinterläufe nach links ausgedreht.
Alles in allem wirkt Frida instabil und unkoordiniert. Die vordere Körperhälfte ist fast unauffällig – hinten sieht es jedoch ganz anders aus. Es wirkt, als hätte sie starke Schmerzen.
Orthopädische Untersuchung
Die orthopädische Untersuchung zeigte einen auffälligen Rückgang der Beckenmuskulatur der rechten Seite auf.  Das Defizit betrug 2cm: Wir können hier von einer starken Atrophie, einer Minderausbildung der Muskulatur, sprechen.
Die durchgeführten Beweglichkeitstest, der Ortolani-Test sowie der Barthens-Test, waren beide positiv. Dies spricht ebenfalls für eine Instabilität beider Hüftgelenke, die auch mit Schmerzen einhergeht.
Beide Knie verhielten sich normal; der Test, um angerissene Kreuzbänder festzustellen, fiel negativ aus. Dies wäre zwar unwahrscheinlich gewesen, aber möglich.
Weiterhin führten wir einen Schubladentest, einen TPA Kompressiontest und einen TPA Parvotest mit Aussenrotation durch. Die Sprunggelenke waren ebenso unauffällig. An der Lendenwirbelsäule fiel die starke, lange Streckung des Rückens durch die Unterentwicklung besonders auf. Die Lendenwirbelsäule ist in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.
Neurologische Untersuchungen 
Die neurologischen Untersuchungen ergaben keine Auffälligkeiten.
Nach visuellen und orthopädisch-neurologischen Untersuchungen können wir die Verdachtsdiagnose einer Hüftgelenkdysplasie stellen. Diese wird nun in bildgebenden Verfahren geprüft.
Röntgen
Dafür wird Frida sediert, um Röntgenbilder in gestreckter Position anzufertigen. Diese sind unten eingebildet.

Man erkennt gut, dass die Hüfte sich in gestreckter Position nicht in der Pfanne bewegt. Auch in einer Froschposition ist die Hüfte beidseitig locker.

Auf der dritten Aufnahme ist eine Distraktionstechnik zu sehen. Dabei wird die Hüfte gespreizt und gleichzeitig die Lockerheit getestet. Bei Frida liegt diese bei 1. Man kann hier von einer sehr stark lockeren Hüfte sprechen.

Diagnose und Ausblick
In Folge der Diagnose wurde mit der Besitzerin über das Krankheitsbild und sich daraus ergebende Optionen diskutiert. Die Besitzerin entschied sich sofort gegen eine Euthanasie. 

Ihr wurde klar mitgeteilt, dass das weitere Vorgehen der Behandlung sich in zwei Schritten aufteilen muss. Einerseits eine kurzfristige Therapie, die Symphysiodese, um Fridas Wachstum in den nächsten Monaten zu unterstützen, ihre Schmerzen zu verringern und ihr eine normalere Sozialisation zu ermöglichen.
Mittelfristig müssen danach zwei künstliche Hüftgelenke eingesetzt werden.
Weiterhin wurden der Besitzerin die genauen Kosten und therapeutischen Konsequenzen für den Hund aufgezeigt, ebenso die Dauer und Art der Rehabilitation und Regeneration. 


Symphysiodese – Fridas erste Operation

Im Anschluss an die Untersuchungen wurde bei Frida sofort die die juvenile pubische Symphysiodese veranlasst. Dies bedeutet, dass die Schambeinfuge chirurgisch frühzeitig verschlossen wird. Die Technik selbst ist ein relativ neues Verfahren, dass zuerst erfolgreich an Meerschweinchen angewandt wurde und seit einigen Jahren auch erfolgreich bei caninen Patienten.
Es ist eine prophylaktisch präventative Operation, die vorallem bei heranwachsenden Hunden Anwendung findet, die eine grosse Tendenz zu Hüftgelenkdysplasie und lockeren Hüften zeigen.
Durch Laserchirurgie wird dabei ein Anteil der Schambeinfuge veranlasst, sich zu verknöchern. Dadurch wächst der untere, hintere Teil nicht mehr weiter, während der obere sich weiter ausbildet. So kommt es zu einer besseren Überdachung der Femurknochen, als es ohne therapeutische Massnahmen der Fall gewesen wäre – die Stabilität der Gelenke wird erhöht.
Die Symphysiodese war erfolgreich, ebenso die post-operative Kontrolle: Frida geht nicht mehr stark hinked.

Ausblick
Jedoch reicht diese Präventionsbehandlung in Fridas Fall nicht aus, um ihre HD vollständig zu beseitigen. Trotz dem Erfolg der OP bietet sie lediglich ein Mittel, um Frida ein normales Wachstum ohne Schmerzen zu ermöglichen. Sie soll sich die nächsten Monate normal, zumindest mit nur wenig Lahmheit, bewegen können, bis sie ausgewachsen ist. Ohne grösseren, chirurgischen Eingriff wird Fridas Hüfte jedoch nie wie eine normale funktionieren können.

Fridas TEP nach Mass – das linke Hüftgelenk

Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn alle Wachstumsfugen geschlossen sind, wird Fridas Behandlung weitergehen.

Die Ausgangslage

Nun ist Frida in der Praxis Dr. Blättler-Monniers. Es ist früher Herbst 2022, 7 Monate nach ihrer erfolgreichen Symphysiodese. Sie zeigt erneut Schmerzen und Lahmheit, insbesondere hinten links, nach dem Liegen und Bewegung, aber auch nach dem Spiel mit anderen Hunden.


Neues Hüftgelenk aus dem 3D-Druck

Die reaktive Hüfte ist ursächlich für Fridas Probleme. Frida ist nun älter – deswegen wurde ein künstliches Hüftgelenk für die linke Seite in den Blick gefasst. Die orthopädische Untersuchung bestärkte dies nur. Jedoch sollte keine einfache, zementlose TEP (Totalendoprothese) eingesetzt werden. Ausgerichtet auf die Knochen- sowie die Beckenstruktur wurde eine TEP im 3D-Druck erstellt. 

Dazu wurde Frida zunächst für eine CT-Studie überwiesen. Die gesammelten Daten wurden verarbeitet und genutzt, um ein Modell entsprechend der Hüftprothese zu erstellen. Am Modell wurde getestet, ob es sich am Knochen befestigen liess und aus biomechanischer Sicht korrekt arbeitet. Die Tests verliefen erfolgreich – Eine Prothese für die linke Seite wurde erstellt, die noch im Herbst 2022 eingesetzt wurde. Physiotherapeutische Massnahmen infolge der Operation sollten ihr zu einem gleichmässigen Gang verhelfen.


Fridas Kampf gegen Hüftprobleme geht weiter: Zweite OP notwendig

Frida hat die OP insgesamt gut überstanden, und auch die Kontrolle der neu implantierten Hüfte verlief erfolgreich. Im Januar diesen Jahres entwickelte Frida wieder Schwierigkeiten beim Laufen: Sie zeigte erneut ein unrundes Gangbild; ausserdem hat sie Schmerzen in der rechten Hüfte. Das linke Bein dreht sich nach aussen und auch hinten links, an der operierten Hüfte, reagiert Frida empfindlich. Die Besitzerin kam diesbezüglich zu einer orthopädischen Re-Evaluation. 

In der Bewegung dreht die linke, operierte Seite nach Aussen, während die rechte Seite eine deutliche Hangbeinlahmheit zeigt. Die Bewegung ist insgesamt ungleichmässig sowie unregelmässig.

Reaktive Hüfte und ungleiche Beinlänge: Die Herausforderungen bei Fridas orthopädischer Untersuchung

Die Untersuchung der linken Beckengliedmasse, der Hüfte und des Knies sind unauffällig und nicht schmerzhaft. Die rechte Seite jedoch ist ziemlich reaktiv:

Einerseits ist der Ortolani-Test positiv, da der Femur nicht in der Hüfte, sondern frei beweglich ist.
Frida reagiert schmerzhaft auf diesen Test, was unter den Voraussetzungen nachvollziehbar ist.
Auch die ungleiche Länge beider Hinterläufe ist auffällig.
Die linke, operierte Gliedmasse ist länger, da die Verbindung zwischen Gliedmasse und Hüfte hier stabil ist. Da die rechte Beckengliedmasse nach oben verlagert ist sowie nicht im Gelenk artikuliert, ist diese Seite verkürzt und schmerzt.

Röntgen

Auf der Projektion ist eindeutig sichtbar, dass die rechte Gliedmasse sich nicht in der Pfanne befindet. Die stehende DAR-Technik sollte dies aufzeigen: Farblich bearbeitet ist in Blau eine normale Hüfte und in Rot die Hüfte von Frida, als noch keine TEP vorhanden war.
Dies ist der Grund, warum die rechte Gliedmasse kürzer als die linke ist.


Zusammenfassung

Wie auf den Video- und Röntgenaufnahmen ersichtlich: 
Zwar geht es Frida insgesamt besser, aber die rechte, nicht operierte Seite luxiert nach oben. Eine zweite Operation für das defekte Hüftgelenk ist unumgänglich.
Wenn jedoch die zweite Operation die Länge der Gliedmassen angleicht sowie die Bewegung des Oberschenkelkopfes in der Pfanne ermöglicht, kann Fridas Lebensqualität wiederhergestellt werden. Entzündung und Schmerzen können ausheilen, und eine gesunde Bewegung wird möglich sein.
Das zweite künstliche Hüftgelenk für Frida wird, wie schon auf der linken Seite, speziell für sie angefertigt. Fridas Knochen sind zu dünn und die allgemeine Lage zu schlecht, um eine Standartprothese zu verwenden. Der Einsatz des zweiten künstlichen Hüftgelenkes wird eine stabile Stellung des rechten Oberschenkelkopfes in der Gelenkpfanne ermöglichen. Für Frida ist dies, nach dem Abheilungsprozess und Bewegungstherapie, die Aussicht auf ein hundegerechtes Leben – Voller gesunder und schmerzloser Bewegung.


Fridas Geschichte geht weiter!

Wir halten Sie auf www.4dvets.de und LinkedIn auf dem Laufenden!