Fallstudie von Arbeitshund Pico, 14 Wochen alter Malinois-Welpe

Ausgangslage

Der Welpe Pico wurde in unserer Praxis vorgestellt, damit der Aufbau zum Arbeitshund reibungslos vonstatten gehen konnte. Ein weiteres Ziel war der effizientere Aufbau des Trainings.

Erstuntersuchung

Die erste Untersuchung zeigte bereits ein komplexes Gangbild. Pico kann nicht gerade laufen, die rechte Hinterhand geht immer wieder in eine Rechtsaußenstellung. Dazu knickt die Gliedmaße hinten rechts ein. In der Bewegung zeigt sich ein deutliches, starkes Schwanken zu beiden Seiten. Dazu kommt eine aufgezogene Kruppe, ein tendenzielles Hinken vorne-links sowie der Gang der linken Schultergliedmasse generell, der breitbeinig bis kreisförmig verläuft. 

Grundsätzlich ist das Gangbild unrund und abgehackt, die Hinterhand ist schwerfällig und nicht symmetrisch.

Dieses Gangmuster ist speziell – bei den Welpen, die in die Praxis kommen, aber leider nicht selten. Es ist immer pathologisch und bildet die Grundlage für einen Passgang. Aus diesem Pattern bildet sich die Zentralisation eines späteren Gangmusters, wenn es nicht frühzeitig erkannt und korrigiert wird. 

Orthopädische Examination

Die orthopädische Untersuchung zeigt symmetrische Knie und Sprunggelenke. Das linke Femur ist nach unten und hinten verlagert, was dessen Beweglichkeit deutlich einschränkt. Hinzu kommt eine abaxiale Rotation des linksseitigen Beckens, was de facto einem Beckentiefstand dort entspricht. Der Kreuzbeinbereich hat ebenso eine verminderte Beweglichkeit. Auffällig ist die Empfindlichkeit an den untersuchten anatomischen Regionen. Nicht zuletzt ist auch die linke Schulter in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, und auch deren axiale Rotation sticht hervor, die das Hinken dort verursacht.

Die Befunde der orthopädischen Untersuchung wurden durch die kinematische Messung untermauert. 


Kinematische Messung 


Die kinematische Messung zeiget einen Unterschied der Schrittlänge zwischen der linken und rechten Beckengliedmasse von 10 cm, was auffällig ist. Weiterhin zeigen die Standphase sowie die Range of Motion nur geringe Unterschiede, während die PVF in der Hinterhand gar keinen Unterschied zeigt. Die linke Schulter hat eine verminderte Beschleunigung, was auf einen pull move hinweist, der die Instabilität der Hinterhand kompensieren soll. Generell sind veränderte Werte zwar vorhandeln, aber nicht dramatisch. Es fehlt ein Hinweis auf eine strukturelle Pathologie sowie eine Hüftgelenkdysplasie. Auf eine Röntgenstudie wurde deswegen verzichtet.

Standphase, erste Messung
Maximale Amplitude des Gyroskopsignals, erste Messung
Peak Vertical Force, erste Messung
Schrittlänge

Behandlung

Orthopädisch musste nun die Fehlstellung im Becken manuell korrigiert werden.

Kontrollmessung

Nach der manuellen Behandlung wurde Pico erneut kinematisch gemessen und kontrolliert.

Nach der Behandlung hat eine Symmetrisierung des Beckens kinematisch zwar stattgefunden; diese ist jedoch nicht abgeschlossen, da die Fehlstellung im Becken linksseitig bereits zur Kompensation der Bewegung in der linken Schulter geführt hat.

Insgesamt zeigen sich deutliche Verbesserungen, sodass der weitere Aufbau geplant werden konnte.

Standphase, zweite Messung
Maximale Amplitude des Gyroskopsignals, zweite Messung
Peak Vertical Force, zweite Messung

Visuelle Beurteilung der Ergebnisse

Das visuelle Gangbild nach der orthopädisch-manuellen Behandlung stellt eine klare Verbesserung dar: Pico zeigt eine gute Bewegung in der Spur, die Instabilität der Hinterhand hat sich praktisch normalisiert. Das Schwanken sowie das Wegknicken der Hinterhand ist nicht mehr sichtbar und die Lahmheit der linken Schulter verschwand. Die ganze Bewegung erscheint nun rund, harmonisch und flüssig.

Folgetherapie

Nun kann der gezielte Aufbau der Bewegung und der Muskulatur beginnen. Ohne diese Korrektur hätte Pico die Muskulatur nur falsch und vor allem zu wenig aufgebaut und das veränderte Gangmuster hätte sich peripher sowie zentral im motorischen Kortex im Hirn manifestiert. Dies wäre eine Beeinträchtigung für Picos Einsatz als Arbeitshund gewesen.

Schauen Sie sich den Fall von Pico auch als Video an:


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