Fallstudie von Daisy, 18 Wochen alter Airedale Terrier

Ausgangslage

Airedale Terrier, 18 Wochen alt, fehlender Zeh

Der Hund wurde für eine prophylaktische Untersuchung in der Praxis vorgestellt sowie für die Gliedmaße hinten rechts, an der ein Zeh fehlt. Dieser fiel dem Welpen ab, wahrscheinlich durch eine Nekrose.In der Bewegung sehen wir, dass der Hund hinten rechts einen auffälligen Gang hat.

Genauer heißt dies, dass die Achse vom Sprunggelenk abwärts nach innen dreht und einen leicht kreisförmigen Gang verursacht. Die Aktivität der Hinterhand scheint vermindert zu sein, sie geht außerdem in eine links Außenstellung, zeitweise auch in eine rechte Außenstellung. 

Von vorne betrachtet fällt auf, dass die linke Schultergliedmaße in der Beweglichkeit verändert ist im Vergleich zur rechten. 

Von der Seite betrachtet wirkt die Vorhand, auf den ersten Blick, relativ raumgreifend. Die Hinterhand schwankt ein wenig durch die Stellung nach rechts und links außen, was die Beweglichkeit und Aktivität dort vermindert wirken lässt. 

Alles in allem sind die Veränderungen nur leicht; nur die Gliedmaßenstellung hinten rechts vom Sprunggelenk abwärts Richtung Zehe ist auffällig.

Diagnose

Die Untersuchung ergab eine veränderte Kruppenmuskulatur auf der rechten Seite, außerdem ist die Beweglichkeit auf beiden Seiten des Beckens unterschiedlich. Vorallem der Glutealmuskel nimmt auf der rechten Seite eine andere Form ein. Auch die Stellungen der hinteren Gliedmaße sind unterschiedlich. Von oben betrachtet sticht die S-förmige Kurve der Wirbelsäule hervor; vorm Becken besteht eine leichte linksgerichtete Verdrehung. In der Mitte der Wirbelsäule dreht diese und geht nach rechts weiter.

Daran anschließend die ungleich gestellten Schultern: Auf der rechten Seite mehr ausgedreht, während die linke Seite flacher und in der Bewegung abgehackter erscheint. Dies sind die wichtigsten Befunde.

Davon abgesehen ist auch die Stellung hinten links verändert: Der Welpe nimmt dort vorallem auf der der dritten Zehe Belastung auf und dreht diese ein, um hinten rechts zu kompensieren. Wir sehen, dass die Schulter links in einer Stellung nach vorne geht: eine axiale craniale Translation. Im Becken befindet sich derweil eine abaxiale Translation, also einen Tiefstand, der außerdem leicht nach hinten verdreht ist.

Wahrscheinlich ist, dass die Zehe durch eine Drucknekrose abfiel, verursacht durch einen anderen Welpen oder die Mutter. Durch ein langes Liegen auf der Hinterhand wurde die Durchblutung gestört.

Erste Funktionale Bewegungsmessung mit LupoGait®

Auch die Bewegungsdiagnostik spiegelt dies wider. Hellblau stellt hier die Initialmessung dar, dunkelblau nach Behandlung und Rotation des Beckens.

Vorallem die Standphase hinten links zeigt nach der Rotation des Beckens eine deutliche Verbesserung. Aber auch die Flexion und Extension der Vorhand konnte deutlich verbessert werden.

Das heißt, dass der Welpe hier einen sogenannten Pullmove ausgeführt hat, das heißt eine gezogene Bewegung. Dies erklärt die weniger aktive Hinterhand. Durch die Behandlung konnte die Hinterhand sowie Vorhand entsprechend entlastet werden; die Hinterhand konnte in eine normale Traktion geführt werden.

Standphase
Extension / Flexion
Schwungphase

Erneute Behandlung 

Da das Resultat noch nicht zufriedenstellend war, wurde im Anschluss die linke Schulter manipuliert bzw. orthopädisch manuell behandelt, so dass sie parallel zur rechten Schulter war. 

Kontrollmessung mit LupoGait®

Dies führte dazu, dass die rechte sowie linke Schultergliedmaße an Standphase zugenommen hat. Die Standphase der Hinterhand konnte praktisch normalisiert werden. Die Extension und Flexion zeigt eine Anpassung diesbezüglich:

Zwar sind das Becken manipuliert und die Schulter symmetrisch, jedoch befindet sich der Welpe immernoch in einer Kompensationshaltung vorne links wie hinten rechts. Dies kann durch aufbauende Therapie beseitigt werden.Die Gyroskopwerte – in Maximum und Varianz – sind nun symmetrisch, was den Verdacht des Pullmoves der Vorderhand, der die Hinterhand kompensieren sollte, bestätigt

Standphase, zweite Messung
Extension / Flexion, zweite Messung
Variance of Differentiated Gyroscope Signal

Abschließende Bemerkungen

Im Anschluss an diese Konsultation wurde festgehalten, dass der Hund einen zu großen EIK-Wert hat. „EIK“ bezeichnet den Energieintensitäts-Koeffizienten; seine Erhöhung erklärt die vergrößerte Wachstumsrate des Welpen. 

Der EIK für Airedale Terrier liegt bei 650 bis 700 Gramm. Mit 850 Gramm bei unserem Patienten ordneten wir eine Ernährungsumstellung an, um Wachstumsprobleme zu vermeiden. Schon jetzt wirkt der Welpe sehr groß, besonders im Vergleich zu seinen Wurfgeschwistern. Der Hund wird mit Barf ernährt – wir haben die Fleischration darin von 80 auf 60% heruntergefahren und dafür den Gemüseanteil erhöht. So erhoffen wir eine Regulation des EIK, die wir in drei Wochen in einer Kontrolluntersuchung überprüfen können. 

Schauen Sie sich den Fall von Daisy auch als Video an:


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